Sieben und zwanzigstes Stück. 215
de» Ehestand haben sollen, welche die beßte und geschickteste Achnlich-
keit mit diesen Eigenschaften hak. Weil nun Gott theils natürliche,
theils sittliche Absichten har, so meynet er, müssen sie auch beym Schlaf
Adams gewesen seyn. 1) Bey einem festen Schlaf liegt der Mensch in
keiner Empfindung, wo nicht der härteste Eindruckgeschiehet. Gott ließ
daher den Adam in einen liefen Schlaffalle», damit er eine reifende und
liebkosende Gehülfinn aus seiner Rippe zubereiten könnte. Dies sollte
ohne schmerzhafte Empfindlingen geschehen, weil Gott glaubte, es fey
Schmerz und Pein genug, wenn der Mann bey dem künftigen unruhi¬
gen Leben Verdruß in vollem Maasse mit der Gehülfinn empfinden wür¬
de. 2) Im Schlafe wirkt der Mensch mit feiner Frepheit und ausserli-
chcm Belvußtseyn nichts. Was mit ihm vorgchet, dabey ist er mehr
eine leidende als thatige Person. Gott hat daher bey dem Schlafe
Adams die zweyte Absicht gehabt, daß der Mensch, wenn er sich eine
Gehülfinn suchen wolle, nicht die sinnlichen noch die Vernunstsinnli-
chen, sondern fürnemlich die vernünftigen Bemühungen bey sich müsse
herrschen lassen. 3) Der Mensch schlaft fort, bis ihm ausscrliche Em¬
pfindungen einen solchen starken Eindruck machen, daß er wieder aus
der Tiefe feines Schlafes erwachen muß. Gott wollte daher drittens,
bey dem Schlaf dem Adam zu verstehen geben: wie man bey einem tie¬
fen Schlaf nicht alle kleinereEmdrücke von aussen in die Seele innerlich
empfinde, so müsse sich auch der Mensch bey dem Vorsatz, eine eheliche
Gesellschaft aufzurichten, verhalten. Er sey nicht berechtiget, alle
kleine Abweichungen gar zu genau in Ucberlcgung zu fassen, sondern er
müsse, wenn er ttwa an dem Gegenstände seiner künftigen Liebe etwas
spüre, welches mehr einer menschlichen Schwachheit, als einer herr¬
schenden Sunde ähnlich sey, solches bey schlafenden Augen in sich wir¬
ken lassen, und nicht diescrwegen seinen Vorsatz, welcher in den wesent¬
lichen Erforderungen ganz wol eingerichtet wäre, andern. Man stehet
bald, daß der Verfasser zu den unglückliche» Scribenten gehöre, über
hie man stch nicht lustig machen darf, weil sie Mikleidcn verdienen.
Ich will ihm dieses Vorrecht nicht kranken, er wird aber wol thun,
wenn er stch ferner mit kelncrBeschrclbunq göttlicherAbsichken abgiebt»
denn die gegenwärtige sieht gar zu menschlich aus.
Ilk.
■EVrmtfcbre Nachrichten.
erMarzmonath vom 'Journal Bntannique des Herrn ^-1(7 enthalt
f^> folgende Stücke: l) Paradiß kß a Poeme a twelve Bocks; the
Aurhor John Milton a new edition, w’th nores of varionsauthors.
ky Thomas Newton, d i. das verlvhrne Paradies in 12 Büchern durch'
Johann Milton, mit verschiedenrn Anmerkungen, durch Thomas
Nrwtsn