Kritische
Acht und Zwanzigstes Stück.
Ipfa ßvpiicitas crcdulitas-que nocet,
I.
Georg Lcievrich Meier«
öffentl. ordentlichen Lehrers der Weltweisheit zu Halle
Gedanken von der Religion.
Halle 1752. 8-
QiP
C$0 0^-)
* t? Os wird vielleicht einigen meiner keser verdächtig scheinen,'
1* *3 ^ e$o daß Herr Professor Meier, als ein blosser Weltweiser,
#$*§* (das ist seine Absicht) Gedanken von der Religio» auf«
^ gesttzet hat. Denn die Philosophen stehen bey viele»
wegen ihrer Religion nicht in den beßten Ruf, und sie bedürfen eben
so sehr eine Schutzschrist als die Aerzte, deren Religion schon vor
langer Zeit an einem Gelehrten einen Vcrtheidiger gefunden hat.
So lange bis sich jemand cs gefallen lassen wird, die Verdienste der
Philosophen um die Religion der Welt anzupreisen, kann man gegen¬
wärtige Schrift als eineVcrtheidigungder wahrenWeltweisen ansthen.
Des Herrn Prof. Absicht ist, die Religion nach ihrer lockenden und er¬
obernden Gestalt zu schildern, und man muß gestehen, daß ihm dieselbe
vollkommen gelungen sich. Er setzet erst die Begriffe auseinander,
und im folgenden widerleget er die thörichten Begriffe, die von Thor-
heit und Aberglauben erträumt, und mit dem Worte Religion verbun¬
den worden. Er nimmt an, daßdasWefendcrReligion inderleben¬
digen Erkenntniß der göttlichen Vollkommenheiten bestehe. Die Reli¬
gion ist demnach aus zweyen Haupttheilen zusammen gesctzet. Der
erste ist die Erkenntniß der Vollkommenheiten Gottes, oder die Ehre
Gottes. Da nun eine jede Erkenntniß verschiedener Vollkommenhei¬
ten fähig ist, so bestehet die Ehre Gottes, die ihm als dem höchstcnWefen
sen anständig ist, nicht etwa in einer dunkeln, unrichtigen und ungewissen
Erkentniß seiner göttlichen Eigenschaften. Was würde das für eine Re¬
ligio» seyn, die sich auf eine so elende und verachtenswürdige Erkenntniß
gründete? Die Ehre Gottes muß demnach eine wcitläustige, reiche und
edle Erkenntniß der Vollkommenheiten Gottes sich». Sie muß richtig,
»7;o. E c klar,