Full text: 1853

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seinen Platz ein, ihm zur Rechten der Director Wex, zur Linken der StaatSrath v. Schröter, das 
einzige in der Stadt anwesende Mitglied dcö Ctaatöministcrininö. Stach dem Chorale: -Dir, dir, Je 
hova, will ich singen« hielt der Director Wex die Festrede. Eö folgte die Flcniining'sche Komposition 
der Horazischen Ode: Integer viiae etc., von einem Quartett vorgetragen. Dann sprach ein Pri 
maner über daö recht mitten auö dem Kreise der Bedeutung dcö Festes gegriffene Thema- »Herzog 
Johann Albrecht« — dcö wahrhaft fürstlichen Mannes Wirksamkeit alö Rcichöfmst, alö Reformator 
seines Landes in administrativ-politischer Hinsicht, alö Gründer humanistischer Kultur in Mecklenburg. 
Herr Mantiuö sang »Adelaide« von Beethoven. Ein zweiter Primaner redete über daö Thema: Ouos 
friictiis Germania ex renatis litteris percepit? Eö folgte fill Chor- Quartett von Marschner: 
»Frei wie dcö Adlcrö« lc. Rach einer kurzen Ansprache dcö Direktors schritt derselbe zu der Verthei- 
lnng der von der Schule verliehenen Prämicnbüchcr an vierzehn der ausgezeichnetsten Schüler ver 
schiedener Klaffen, unter welchen auch die beiden Redner nicht fehlten. Der Schnl»Aktuö schloß mit 
einem Sänger-Chor von Abt: »Eö tönet über daö weite Feld re.« An denselben schloß sich, in dem- 
fclbcti Lokale arrangirt, die Festtafel. Den Rest dcö Abends nahmen für den bei weitem größten 
Theil der Fcstgcnoffcn zwei gesellige Bereinigungen im Freien hin: zuerst — zum Kaffee — beim Pa 
villon im Schloßgarten, dann für den späteren Abend bei Meyer in Ostorf. An beiden Orten war 
musikalische Unterhaltung, an letzterem auch Illumination und Feuerwerk, und dort wie hier ein un 
glaublicher Zufluß von Menschen. Den Schluß dcS Tages biibctc — gegen I4 Uhr — eine dem 
Direktor von ehemaligen Schülern dargebrachte Serenade. Am folgenden Tage um II Uhr Vormit 
tags begann der Schnl-Aktuö im großen Auditorium dcö Gymnasium mit dem von dem Schülcr- 
Sängcrchor ausgeführten Choral: »Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren.« Darauf 
lenkte die einleitende Rede dcö Directors die Aufmerksamkeit der Zuhörer ans die neuen glänzenden 
Gaben, mit welchen die fürstliche Huld die Schule geschmückt: die Portraits nämlich dcö Herzogs Jo 
hann Albrecht und dcö jetzt regierenden GroßhcrzogS (Kopie nach dem Begaö'schcn Bilde vom Maler 
Fischer) und die von Ihrer König!. Hoheit der Frau Großherzogin Auguste verliehene Fahne'). An 
der nördlichen Wand dcS mit Guirlanden schön geschmückten Saalcö sah mau die beiden neuen Por 
traits, iu ihrer Mitte daö schon früher der Anstalt geschenkte Bildniß dcS hochscligcn GroßhcrzogS 
Friedrich Franz, hoch über dem Katheder erhöht die in reichem Schmucke glänzende Schulsahne mit 
dem vereinigten mecklenburgischen und rcnßischen Wappen, auf der Kehrseite daö Bild der Minerva 
führend, mit der Unterschrift Gymnasium Fmlericianmn, MDCCCLIII. An daö Gedicht cineö Sc- 
lcktancrö schloß sich daö von der Versammlung gesungene Lied: »Gott segne Friedrich Franz!« Run 
begann, mit musikalischen Vorträgen untermischt, eine lauge Reihe deklamatorischer Vorträge. Mit 
einem Psalm von Beruh. Klein schloß die au heiterer und ernster Anregung reiche Schulfcicrlichkcit. 
Nachmittags 4 Uhr formirtc sich beim Schulgebäude die Schülerschaft, junge und alte, zum Auöznqe 
nach dem Werder. Voran daö Jägermusikkorpö, daun die neue Schulsahne, und nun, in Riegen ge 
theilt, gleich unisormirt (graue Turutracht, weißer Strohhut mit schwarzem Bande) die fröhliche Tur 
nerschaar. Darauf unter Vortritt dcö Direktors die alten Schüler, au ihrer Spitze eine Stadtfahne. 
Einige drohende Wolken verzogen sich bald, und alö der Zug durch eine auö Grün erbaute Ehren 
pforte (mit dem Turnerspruchc: »Frisch, fromm, fröhlich, frei« geziert) den Turnplatz betrat, war 
Himmelsbläue und Sonnenschein zum Feste auch da. Der Zug formirtc einen Krciö, und »ach Ab- 
singung eines alten Kommcrschlicdcö hielt ein Primaner eine Rede über Geschichte, Bedeutung und bil 
denden Einfluß des Tnrucnö. Zum Schluffe wieder ein Lied. Auf dem Turnplätze wogte cd in bunten 
Gruppen hin und her, und der Werder bot in diesem Theile daö gemüthliche Bild eines zum Volks 
feste gewordenen Schulfestes dar. So endete ein schönes, ein reiches Fest. Von der Erinnerung an 
eine ferne Vergangenheit gcwcihct und getragen, wird eö selbst für viele Schülerherzen in ferner Zn- 
kunst einen Punkt frohester und reichster Erinnerung bilden. (St. d. St. C.) 
Daö Sängcrfcst in Wiömar am 8., 9. und 10. Juli ist zur großen Zufriedenheit der Theil- 
nehmcr ausgefallen. Auch hatte sich ein sehr zahlreiches Publikum dabei bctheiligt, daö den musikalischen 
Aufführungen großen Beifall spendete. Für die Unterhaltung der Gäste hatten die Festordner daö 
Möglichste geleistet, wie überhaupt die Bewohner der Stadt sich durch eine sehr sreundliche Gastlichkeit 
hervorthaten. Am Sonntag Nachmittag 0 Uhr schloß daö Fest mit einem großen Zuge. Die nächsten 
Sängerststc sollen nach Beschluß der Depntirtcn der Gesangvereine nur alle zwei Jahre, und zwar zu 
nächst im Jahre 1855 in Rostock, stattfinden. (R. Z.) 
Hamburg. Die Schweriner hatten am Sonntag in umfassendster Weise dafür Sorge getragen, den mit 
dem Extrazngc eintreffenden Hamburgern den Aufenthalt daselbst möglichst anziehend zu machen, indem 
sämmtliche öffentliche Lokale, Vergnügcnbortc re. bemüht waren, die Gäste wohl zu empfangen, und Keller 
und Küche ihre Genüsse spendeten. Die reizende Umgebung Schwerins, die lieblichen Partien am 
Gestade dcö schönen Sccö waren die am meisten besuchten Punkte. Doch seffcltc eine große Anzahl 
der Gäste auch der großartige Schloßbau, den zu besichtigen die Gunst dcö GroßhcrzogS gestattet hatte. 
Daö Schloß, welches im edelsten und reichsten Styl ausgeführt wird, dessen Bau Millionen kostet 
und noch viele Jahre iu Anspruch nehmen wird, erregt bei Kennern und Richtkcnncrn die allgemeinste 
Bewunderung, und namentlich die in Modell ausgestellten Fußböden erregten wegen ihrer unvergleichlich 
kunstvollen Mosaik-Arbeit Staunen und Bewunderung. (H. C.) 
*) Das dem Director Wer bei llebersendung des Banners von Ihrer K. H. der Frau Großherzogin Auguste zu- 
gegangene Schreiben lautet: „Indem Ich dem Mir ausgedrückten Wunsche gerne entsprochen habe, übergebe Ich bicmit 
dem Gymnasium Fridericianum zur bevorstehenden Feier seines drcihundertjährigcn rühmlichen Bestehens das beisol- 
gende Banner und verbinde damit die Versicherung Meiner wahre» Theilnahme an dieser ebenso ersreulicheu als denk 
würdigen Feier, sowie Meine aufrichtigen Wünsche für die fernere segensreiche Wirksamkeit dieser ebenso bewährten als 
ausgezeichneten Lehranstalt. Doberan, een 3t. 2nli 1853. Auguste, Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin."
	        
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