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Critische Nachrichten«
stimmung nachKmder der Luft, des Vergnügens und derFrölichkeit.
Eolt hat nns in die schönste Welt gesetzt, welche mit unendlich viele»
reizenden Schönheiten erusgeschmückt ist. Alle unsere Sinne und Er-
kenntnißkrafte sind recht dazu gemacht, das Vergnügen mit tiefen Zügen
zu trinken, welches von allen Creaturcn her auf uns zuwallet. Eine
vergnügte und aufgeheiterte Gemüthsart macht uns munter, alles gehr
uns durch ihre Kraft gut von statten, und sie ist so gar in Krankheiten
die beßtc Arzeney. Da nun also alles unschuldige Vergnügen uns so
natürlich ist, so müßte die Religion eine unnatürliche und unmenschliche
Sache seyn, wenn sie demselben zuwider wäre, und kann dieses ohne
Ruchlosigkeit gedacht werden ? Wie thöricht ist es demnach, wenn
man glaubt, das sey die rechte fromme Gcmüthsfassung, welche in
dieser Welt nichts als böses und beklagenswürdiges erblickt, welche alle
Dinge von einer betrübenden Seite betrachtet, und welche den Geist
durch lauter schwarze und ängstigende Gedanken niederbeuget. Ich
würde die Gränzen, die ich diesem Auszuge gefetzt habe, weit übcrfchrei-
müssen, wenn ich mehrere schöne Stellen aus dieser Schrift aufzeich,
neu wollte. Keinem, der ein Freund der Religio» ist, wird es ge¬
reuen , dieselbe gelesen zu haben»
ll.
Schreibett eines Vaters an seinen Sohn auf Universitäten, den
er von der närrischen Weisheit einer kleinen philosophischen
Sekte treulich abmahnet, i-so« 4.
Dieser Vater schreibet im Namen aller Väter, zum wenigsten wäre
^ cs doch zu wünschen, an die der Philosophie sich verkehrt erge¬
hende Söhne, welche in ihren Briefe» und mündlichen Unterredungen
eine Menge neugebacknet Kunstwörter ohne Verstand, Ordnung und
Bedeutung züsantMeiisetzen, gleich als wenn sie ihnen, wenn sie die¬
selben des Tages in den Collegicn gehöret haben, des Rachts im Traum
ganz verwirrt wieder eingefallen wären, und welche nach dem onto¬
logischen Schlendrian Wörter wie ein Papagey nachplaudern, ohne
Hon ihnen einen bestimmten und der Natur der Sache gemässen Be¬
griff zu haben. Die Regeln, welche dieser Vater seinen Solm vor¬
schlägt, nach welchen erdieWeltweishcit lernen soll, sind vernünftig:
Ehe du die philosophifthenCollegia besuchest, so mache dich mit der phi¬
losophischen Historie recht genau bekannt, welche dir die Charlatanerien
des Altertbums, die noch jetzo, aber etwas künstlicher, gespielet wer¬
den , entlarvet. Ohne die Kenntniß dieser Geschichte bleibest du in
der Weltweisheit ein Stümper, und kannst wie die Maus, wenn sie
tu der Falle stecket, nicht weiter um dich scheu als es der enge Raum
des jetzige» Zeitpcnoden verstattet. 2) Fange dein Studiren mit
Heber-