Full text: 1853

geschmückten Saal deö Rathhauseö, in welchem sich inzwischen der gesummte Rath, die Burgerreplascu- 
tauten, die Geistlichkeit, die Lehrer der Schulen, das Offizierkorps, das diplomatische Koepö (die Kon 
suln), die Großhcrzoglichcu Diener, die Schulzen auö den Aemtern der Herrschaft Wismar n. s. w. 
versammelt hatten. Nachdem Ihre König!. Hoheiten alle Anwesenden Allerhöchstsich hatten vorstellen 
lasten und Sich mit Allen ans daö huldreichste unterhalten, hielt der Bürgermeister Mann eine der 
Bedeutung deö TageS entsprechende Anrede, welche mit einem dreimaligen Hoch ans die Allerhöchsten 
Herrschaften schloß uud von Sr. König!. Hoheit dem Großherzoge mit ebenso ernsten al3 gnädigen 
Worten erwidert wurde, worauf ein nochmaliges donnerndes Lebehoch erfolgte. Die NachmittagSfeicr 
begann mit dem von verschiedenen Musikchörcu begleiteten, feierlichen AuSzugc der Schützcnzuuft und 
der sämmtlichen Gewerke über den Markt, an der -Stadt Hamburg, vorbei, auö deren Fenstern die 
Allerhöchsten Herrschaften dem Zuge zusahen, nach dem Exerzirplatze vor der Stadt. Alö die Schutzcn- 
zunst sich vor dem gedachten Hotel aufgestellt hatte, traten Se. Königl. Hoheit der Großhcrzog mit 
Ihrem Gefolge auf die Straße und ließen der Zunft eine kostbare, mit dem Großherzoglichen und dem 
Stadtwappcn gezierte neue Fahne zum Geschenk überreichen. Daß cd auch hiebei an neuen Hochs 
nicht fehlte, bedarf nicht der Erwähnung. Nachdem die Züge vorüber waren, fuhren auch die Aller 
höchsten Herrschaften nach dem gedachten Platze, auf welchem sich eine unübersehbare Volksmenge zu 
dem großartigsten Volksfeste versammelt hatte. Die theuere Laudeshcrrschast wurde auch hier bei ihrem 
Durchfahren durch die dichtgedrängten Masten mit dem unbeschmblichstcn Jubel empfangen. Nachdem 
Ihre Königl. Hoheiten auSgcstiegcu waren, wurden dieselben von den Herren Bürgermeistern zunächst 
in ein zu Ihrem Empfange aufgeschlagenes großes Zelt geführt, wo Allerhöchstste einige Erfrischungen 
anzunehmen geruhten. Dann durchgingen Sc. Königl. Hoheit der Großhcrzog, die theuerste Laudcö- 
mutter am Arm, nach allen Richtungen die dichtgedrängten Masten, nahmen die zahlreich aufgeschlagenen 
Buden und die verschiedenen Vergnügungöplätze in Augenschein und wurden überall mit neuem Jubel- 
rufe begrüßt. Stach dem Zelte zurückgekehrt, wurden die Allerhöchsten Herrschaften von einem nach 
der Melodie »Heil Dir im Siegerkranz. gesungenen Festgcsauge empfangen. Hierauf traten Sc. Kgl. 
Hoheit der Großherzog, den großen alten silbernen Fcstpokal der Kräincrkompaguie in der Rechten, 
unter daö von Liebe und Dank gegen den theuren Landesherr« so freudig bewegte Volk und brachten 
mit unvergeßlichen Worten daö Lebehoch der Stadt Wiömar auö, welches von dem Herrn Bürger 
meister Manu mit einem nochmaligen dreimaligen Hoch auf den theuren LandcSherrn und die theure 
Landesmutter erwidert wurde. Gegen sechs Uhr kehrten die Allerhöchsten Herrschaften nach Doberan 
zurück, nachdem Sic vorher noch von den Frauen der Krabbcnfischer einen Korb mit den schönsten 
Krabben anzunehmen geruht hatten. Die feurigsten Jubclrusc begleiteten die Abfahrt der theuren 
Laiideöhcrrschast. (St. C.) 
Die Feier dctz dreihundcrtjährigen Jubiläums deö Gymnasium Fridericiauum 
zn Schwerin am 4. und ö. August 1 53. Daö seit lange vorbereitete Fest, besten Bedeutung 
durch eine Reihe von Schriften zuvor auch den Feruerstchendcu und minder Eingeweihten inö Be 
wußtsein gerufen worden, um sich so zu einem allgemeinen Feste zu erweitern, war erschienen. Schon 
am Vorabende war mancher fremde Fcstgcuoste eingetroffen, und es fand hie und da, auf den Straßen 
und an öffentlichen Orten, schon ein kleines Vorspiel der herzlichen Begrüßungen und der freundlichen 
Scenen deö Wicderfindcnö statt, welche sich in größerem Maßstabe am Festmorgen, von 9 Uhr, m 
dem großen Auditorium der Schule wiederholten. Hier war cö, wo sich nach der Aufforderung deö 
Programms die ehemaligen Schüler der Anstalt, um sich dem Zuge der jetzigen in die Kirche anzu 
schließen, versammelten. Alö älteste unter den crschieueucu Schülern sind zu nennen: der Amtdrcgl- 
stiator Hornemaun auö Erivitz (abgegangen 1794), der Geheime Fiuanzrath AhrenS von hier (abge 
gangen 1790), der Präposituö Flörkc aus Cumin (abgegangen 1798), früher auch Lehrer am Gym 
nasium Fridericiauum, der Archivar Groth von hier (abgegangen 1800) u. a. Die kirchliche ^cier 
begann nach einem Orgel-Präludium mit dem von dem Schüler-Sängerchor vorgetragenen Hymnus 
von Schulz. Stachdem die Gemeinde daö Lob- und Danklied: »Halleluja, Lob, Preis und Ehr - gc- 
fnugtu, betrat der Superintendent und Protoscholarch Dr. Karsten die Kanzel. Seine Predigt (über 
den Text V. Moscö I I, 18—21) behandelte den göttlichen Befehl an die Schule, die daraus herzulei 
tenden religiösen Vcrpstichtungcn derselben im allgemeinen und insonderheit der Gclehrteuschule, den 
tiefen und wcitgrciscudcu Einfluß der Erfüllung oder Nichterfüllung solcher Verpflichtungen von Zeilen 
der Gclehrteuschule unmittelbar auf die gelehrten Stände und Bcrusökrcise, mittelbar auch aus alle 
übrigen. Stach beendigtem Gottesdienste empfing daö Lehrer-Kollegium deö Gymnasium in dem Bet- 
faale die vom Senat der Universität Rostock entsendete Deputation, sowie die Deputationen der übrigen 
Gelchrtcnschuicn deö Landes und nahm die von ihnen überreichten Festschriften entgegen. Auch der 
Magistrat der Stadt Schwerin hatte eine Deputation entsendet, um durch dieselbe dem Direktor Wey 
in Auerkeuunug seiner Verdienste um die von ihm seit 20 Jahren geleitete Schule daö Elireubmgel- 
recht der Stadt Schwerin zu überreichen.*) — Währenddessen hatte sich der Konzcrtsaal des Schau 
spielhauses, welcher reich geschmückt war, schon allmälich gefüllt. Den Orchesterraum nahm ein aus 
ehemaligen Gymnasiasten gebildetes Sängerchor ein, dessen Zierde und Seele unser berühmter Lands 
mann, der Hofopcrnsängcr Eduard Mautiuö auö Berlin war. Hinter den Fauteuils, die fm Se. 
K. H. den Großhcrzog und dessen nächste Umgebung bestimmt waren, hatten die vorhin genannten 
Mitglieder der Deputationen Platz genommen. Nach II Uhr erschien der Großherzog und nahm 
*) Die Urkunde, durch welche von Seiten des Magistrats dem Direktor Tr. Wer das Ehrenbürgerrecht verliehen 
wird, lautet wie folgt: „Der Magistrat der Residenzstadt Schwerin ersucht den Herrn Gymnasial-Direktor, Dr. Friedrich 
Karl Wer, am heutigen 300jährigen Jubiläumsfeste des Gymnasium Fridericianum, als Anerkennung ferner ait3gc< 
zeichneten Verdienste während der zwanzig, dem Gymnasium gewidmeten Berufsjahre und als Ausdruck der Theilnahme 
nud Hochachtung, das Ehren-Bürgcrrecht dieser Stadt mittelst der gegenwärtigen Urkunde annehmen zu wollen. Voll« 
zogen zu Schwerin, am 4. August 1853". (Folgen die Unterschriften.)
	        
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