Full text: 8.1858

haltender heiterer Witterung deutet auf Regen, während der Cumuli,8, die Haufen- 
wolke, durchschnittlich bis zu 5000 Fuß sich erhebend, schon den Ucbergang dcrWasser- 
bläSchcn zu Regen anzeigt und nach der größten Tageshitze erscheinend auch meistens 
einen Niederschlag zur Folge hat; die dritte Hauptform endlich, der Stratus, die Schicht 
wolke, berührt die Oberfläche der Erde und wird meistens sehr bald nach der Ent 
stehung wieder aufgelöst. — Von den Nebenformen sind die Cirrocumuli, federigen 
Haufenwolken, als Schäfchen im Volksmunde bekannt, meist Vorboten von heiterem 
und warmem Wetter; die Cirrostrati, federigen Schichtwolken, meist Begleiter und 
Vorläufer eines anhaltenden Regens, und gehen dann theilweise in den Nimbus, die 
Regenwolke über, welche mit einfarbigem Grau das ganze Himmelszelt überzieht; — 
die letzte Nebenform, die Cumuiostrali, gethürmten Haufenwolken, gleichen einem dunk 
len, über dem Horizonte sich erhebenden Gebirge und gehen auch oft in Nimbus über.— 
Die Theorie erklärt den Vorgang der Wolkenbildung in allen diesen einzelnen Fällen 
mit annähernder Gewißheit, die Rolle aber, welche man früher der Elektricität dabei 
einräumen wollte, war viel zu bedeutend; wie bei so vielen atmosphärischen Vorgängen, 
wird sie auch hier kaum einen anregenden, gewiß aber keinen fortdauernden Einfluß 
ausüben; jedenfalls tritt die elektrische Ladung der Wolken erst nach deren Entstehung 
ein, und ist (nach Peltier's Hypothese) eine Folge der inducirendcn Einwirkung der 
Erde; nach Palmieri's iznd Dellmann's neuesten Beobachtungen „sind Gewitter- und 
Regenwolken in der Mitte positiv elektrisch, aber dieser centrale Theil ist von einem 
breiten negativ elektrischen Gürtel umgeben" *). 
Die Farben der Wolken, wechselnd vom dunklen Grauschwarz bis in das freund 
lichste Rosenroth, hängen von dem Winkel ab, unter dem die Sonne siebescheint, und 
von der Dichte des Gewebes selbst. 
Wenn die Wolkenbildung so rasch vor sich geht, daß die einzelnen Wäfferbläschen 
einen bedeutenden Umfang haben, und wenn auch die unteren Schichten der Atmosphäre 
nicht das Fallen dieser Bläschen dadurch verhindern, daß sie deren Verdunstung (Auf 
lösung) einleiten, so entsteht ein Niederschlag; die Tropfen vergrößern sich je nach 
ihrer Fallhöhe, da sich an sic, als kalte Körper, beim Niedersinken immer neue 
Feuchtigkeit anlegt, und unterm Aequator, wo wegen der hohen Lufttemperatur die 
Wolken verhältnißmäßig auch am höchsten schweben, bringen die Regentropfen sogar 
eine schmerzhafte Empfindung auf der Haut hervor durch das Gewicht und die Ge 
schwindigkeit, mit welcher sie herabfallen; — unter den Polen dagegen, und auch in 
der kalten Jahreszeit mittlerer Breiten, werden die Wäfferbläschen zu Eiskryftallen, 
die sich im Niedersinken noch vergrößern durch die immerwährende Condensation des 
atmosphärischen Wasserdunstes, und die als Schneeflocken, zuweilen von beträchtlicher 
Dimension, unsere Erde mit dem weißen Tuche bedecken. 
Die Bewölkung und deren Grad kann mit Rücksicht auf das Verhältniß der Nieder 
schlagsmenge und auch darum von Wichtigkeit sein, weil die Vegetation von der un 
mittelbaren Sonnenstrahlung in gewissem Maße abhängt; ein Instrument, dessen Erfin 
dung in die neueste Zeit reicht, und das hierüber verläßliche Angaben gewährt, ist der 
Aktinograph des französischen Physikers Pouillet, der an jedem Tage lehrt, zu welchen 
Stunden die Sonne sich zeigt, wie lange sie scheint, zu welchen Stunden und wie 
lange sie hinter Wolken versteckt bleibt, ohne daß ihre Strahlen-diese zu durchdringen 
') S. Poggendorf, Ann. d. Physik u. CH. 1858 I. Heft, S. 166. 
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